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Die Computerspielebranche erlebt zur Zeit mit Social und Mobile Games einen regelrechten Boom, der viele interessante Karrierewege verspricht. Brenda Brathwaite und Ian Schreiber, zwei Gaming-Veteranen, bieten mit „Breaking into the Game Industry“ ein hilfreiches Handbuch für angehende Spieleentwickler.
Brenda Brathwaite verfügt über mehr als 30 Jahre Praxis bei Atari, EA und Sir-tech, hat unter anderem an der Wizardry-Serie mitgearbeitet und ist nebenbei mit Shooter-Legende John Romero verlobt. Co-Autor Ian Schreiber macht seit über 10 Jahren Spiele und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Global Game Jams, bei dem jährlich tausende kleine Spiele entwickelt werden. Die Autoren schöpfen im Buch aus dieser umfassenden Erfahrung.
Eine große FAQ
Das Buch selbst basiert auf einer Fragerunde bei der Game Developers Conference – und ist deshalb auch in einer Frage-Antwort-Struktur aufgebaut. Insgesamt gibt es 100 Fragen zu Themen wie Ausbildung und Studium, Bewerbung oder Gestaltung von Portfolios. Die Autoren setzen dabei „Game Industry“ mit der eigentlichen Spieleentwicklung gleich. Wer sich nach einer Karriere im Publishing, Spiele-Marketing oder bei Computerspiele-Medien sehnt, findet hier zwar auch interessante Informationen, wird aber viele der Ratschläge nicht gebrauchen können.
Zu jeder Frage gibt es eine Antwort von Brathwaite oder Schreiber (oder beiden); häufig gibt es zudem Antworten von weiteren Experten aus der Gaming-Industrie, stets mit Kurzprofil des Antwortenden. Am brauchbarsten sind die Tipps zum Aufbau von Portfolios für Designer, Grafiker, Autoren und Programmierer. Hier findet der Leser sehr detaillierte und umsetzbare Ratschläge für das eigene Portfolio, die größtenteils von tatsächlichen Entscheidern stammen.
Durch mehrere Antworten zu einzelnen Fragen gibt es teilweise zwar widersprüchliche Aussagen und Tipps. Das spiegelt die Realität jedoch wesentlich besser wider als ein Bewerbungsratgeber, der das eine richtige Patentrezept verspricht: Schließlich sind viele Dinge rund um Bewerbung und Karriere „Geschmackssache“, und der Leser profitiert davon, verschiedene Standpunkte kennen zu lernen.
Kleinere Bugs
Zwar ist der Informationsgehalt der Experten-Antworten ohne Frage außerordentlich wertvoll. Die Frage-Antwort-Struktur ist für dieses Buch aber nur bedingt geeignet. Da man wohl auf Biegen und Brechen 100 Fragen erreichen wollte, gibt es vereinzelt Überlappungen, und auch geradezu dämliche Fragen als Füller („Should I just show up unannounced at a game company?“). Eine thematische Gruppierung haben die Autoren zwar vorgenommen, aber nicht wirklich gekennzeichnet. Das erschwert die gezielte Suche – wenigstens gibt es einen umfangreichen Index am Ende des Buches. Unnötig: Da jede Frage auf einer rechten Buchseite beginnt, bleiben etwa 50 Seiten vollkommen leer.
International anwendbar
Der Fokus des Ratgebers sind ganz klar die USA, insbesondere zum Thema Ausbildung und Studium. Nichtsdestotrotz sind die meisten Ratschläge international anwendbar, mit kleinen Ausnahmen. Brathwaite schreibt zum Beispiel, sie würde misstrauisch, wenn das Facebook-Profil eines Bewerbers nicht öffentlich einsehbar sei – schließlich müsse man die Affinität zu Spielen und die Aktivität bei Social Games überprüfen können. In Deutschland allerdings wäre eine derartige Bewerberauswahl rechtlich anfechtbar.
Fazit
Trotz kleinerer struktureller Schwächen: „Breaking into the Game Industry“ ist ein wertvoller Ratgeber. Wer von einer Karriere in der Spieleentwicklung träumt, bekommt mit diesem Buch zahlreiche nützliche Tipps.
Infos
Titel: Breaking into the Game Industry
Autoren: Brenda Brathwaite, Ian Schreiber
Verlag: Course Technology PTR (1. Auflage, Juni 2011 / Course PTR)
Umfang: 290 Seiten
ISBN: 978-3-4354-5804-8
Preis: 34,99 US-Dollar
